Aikido in Zeiten der COVID-19-Krise

Übersetzer: Volker Motzkus • 21. März 2020

Dies ist eine Übersetzung des Editorial des Aikido-Journal. 

Ursprungstext in Englisch:
https://aikidojournal.com/2020/03/15/age-of-coronavirus-a-time-for-leadership-and-unity/

Links im Ur-Text habe ich nicht mit übernommen

Die globale SARS-COV-2 Pandemie ist nun über uns gekommen. Ganze Länder haben Ausgangssperren verhängt, und weltweit werden Maßnahmen ergriffen, um die Verbreitung zu verlangsamen und die Auswirkungen dessen zu minimieren, was wohl die größte Notlage im Gesundheitswesen werden mag, der wir zu unseren Lebzeiten Gegenüberstehen. Als Aikido - Praktizierende ist unser Leben, ja unser gesamter Lebensstil, auf den Kopf gestellt. Die Grundlage der Kunst, die wir so lieben, ist ja schliesslich die Verbindung zwischen Menschen.

Dies sind herausfordernde Zeiten, und was wir jetzt unternehmen, wird Auswirkungen haben auf unsere Familien, unsere Freunde, unsere Gemeinschaften und auf die Zukunft von Aikido als Kampfkunst. Aikido lehrt uns, ruhig zu bleiben im Angesicht der Gefahr, anpassungsfähig zu sein, und Bedrohungen in einer Art und Weise zu begegnen, die zum Nutzen der Allgemeinheit beitragen. Jetzt ist die Zeit gekommen, um einige schwierige Entscheidungen zu treffen, nun müssen wir unser Training in einer echten Krise in die Tat umsetzen.

Dojo Chos / Oberausbilder

Falls noch nicht geschehen, bitte ich Euch inständig, eine vorübergehende Schliessung eurer Dojos zu bedenken. Als Führungspersonen, die vor Ort sind, unterliegt es unserer Verantwortung, uns selbst, die Mitglieder unseres Dojo, und unsere umgebenden Gemeinschaften wo immer möglich zu schützen; und die Lage ist ernst. Falls euer Dojo noch geöffnet ist, bedenkt bitte folgendes:

- Erwägt, wie das Prinzip von Ma-ai sich auf die gegebenen Umstände übertragen lässt. "Abstand halten" ist eine der wesentlichen Verhaltensweisen, auf die wir zugreifen können, um die Effekte von COVID-19 zu mildern - und jeder Tag zählt. Wenn ein Teil unseres Trainings darin besteht, uns die Fähigkeiten anzueignen, Schaden von uns selbst und anderen abzuwenden, so besteht nun eine wichtige Gelegenheit, genau das zu tun. Vorbereitungen zu treffen für die nahezu unausweichliche weltweite Verbreitung des Virus ist eines der sozialsten und altruistischsten Dinge, die wir tun können. Wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen.
   
- Wir können verhindern, unsere Schüler Konfliktsituationen auszusetzen. Aikido-ka in Dojos, die geöffnet bleiben, könnten sich unter Druck gesetzt fühlen, zum Training zu erscheinen, um den Sensei nicht zu enttäuschen, und während Sie da sind, könnten sie besorgt sein, sich oder Andere dem Virus auszusetzen. Schlimmstenfalls könnten Schüler, die weiterhin zum Training kommen, andere ungewollt anstecken. Wir sollten keine Zustände erschaffen, die unsere Schüler beeinträchtigen oder sie zu Menschen machen, die für den Rest ihres Lebens damit leben müssen, zu wissen, einem anderen Menschen geschadet zu haben, und sei es indirekt.

- Wir können auch vermeiden, uns selber unnötigen Risiken auszusetzen, viele unserer Dojo Chos und Oberausbilder gehören zu den Gruppen mit dem höchsten Risiko. Auf diese Weise können wir unsere erfahrensten Lehrer schützen, und mit Ihnen das wertvolle Wissen und die Weisheiten bewahren, die Sie an Andere weitergeben.   

Die Risiken von COVID-19 sind echt und gegenwärtig. Wir stehen einem mächtigen, unsichtbaren Feind gegenüber, und nun ist es an uns, Ukemi zu praktizieren. Die Kehrseite einer Überreaktion ist nur gering, aber die Auswirkungen, zu spät zu wenig getan zu haben, wären zutiefst bedauerlich. Wenn wir wahrlich daran glauben, das es in der Kunst des Aikido darum geht, die Menschheit zu erheben und sozial gutes zu erschaffen, so ist jetzt der Moment gekommen, diesen Glauben auch zu verkörpern.   

Sollten Sie ein Muster benötigen für ein Ansprache an ihre Schüler wegen der Schliessung des Dojos, hier ist eine kurze Notiz, die ich an Ikazuchi-Dojo-Mitglieder geschrieben habe. Andere Muster können gefunden oder erfragt werden auf der Aikidolehrer-Facebook-Seite, es gibt viele hervorragende Muster.

Ich glaube weiter, das wir diese Krise als Chance begreifen können und müssen, um Neuerungen einzuführen und auf anderen Kanälen mit unseren Schülern zu kommunizieren. Wenn sie uns in diesen schwierigen Zeiten unterstützen (siehe die Schüler / Aikidoka - Abteilung unten), so sollten wir unser Bestes tun, um ihnen etwas zurück zu geben. 

Schüler / Aikidoka

In der Welt des Aikido herrscht eine starke, hierarchische Rangordnung. In vielerlei Hinsicht sind unsere Sensei in einer Machtposition. Jetzt haben jedoch die Schüler die Macht. Unsere Sensei brauchen uns mehr denn je.  

- Wenn Sie in einem Dojo aktiv sind und es sich leisten können, erwägen Sie bitte, ihre Mitgliedsbeiträge weiterhin zu zahlen - auch und gerade wenn das Dojo geschlpossen hat. Wenn Sie möchten, das ihr Dojo zum Normalbetrieb zurückkehrt wenn das "normale Leben" nach der Krise wieder losgeht (was wir sicherlich erleben werden), so unterstützen Sie ihr Dojo bitte jetzt.

- Als Gemeinschaft sollten wir Einigkeit ausstrahlen. Lasst uns sicherstellen dass unsere Dojos lebendig und gesund bleiben, und nicht verkümmern oder verschwinden. Es liegt in unserer Hand, die Dojos zu beschützen und zu bewahren, wenn wir der Lage entsprechend wachsen, und sei es ein Stück weit über uns hinaus. 

- Jetzt ist auch ein guter Zeitpunkt um zu fragen, ob wir unsere älteren Mitbürger oder andere Angehörige von Risikogruppen in unseren Gemeinden irgendwie unterstützen können. Während wir den sozialen Abstand wahren, können wir immer noch digital die Hand ausstrecken und Gesellschaft leisten, bestärken, nach ihrem Befinden sehen, und auf andere Art und Weise unterstützen.

Eine Zeit der Anpassung und Widerstandsfähigkeit

In den letzten tagen habe ich über einhundert Initiativen gesehen, um Kurse online zu stellen, Anleitung zu geben für Solotraining, Webinare herzustellen, und andere neue, spannende iseen um unsere Gemeinschaften virtuell zusammenzuhalten. Ich werde dasselbe tun in meinem Dojo, und Aikido Journal wird in Kürze einiges von seinen Premiuminhalten kostenlos verfügbar machen,woraus die Gemeinschaft lernen und Kraft schöpfen möge während dieser Zeit (weitere Details werde ich kommende Woche bekanntgeben) 

Viele von uns sind global vernetzt mit anderen Mitgliedern der Aikido- Gemeinschaft durch soziale Medien. Wenn Sie mit jemanden in einem anderen Land vernetzt sind, überlegen Sie bitte, einen Video- oder Sprachanruf mit ihnen zu machen und zu erfahren, wie deren Welt im Moment aussieht. Dies kann eine Gelegenheit sein, Beziehungen zu knüpfen und zu festigen, um mehr Freundschaft und mehr gegenseitiges Verständnis zu schaffen.

Wir sollten uns selber herausfordern, wie weit wir uns anpassen und wie viel wir in dieser Zeit wachsen können. Die Mühen, die wir in diese Werkzeuge des digitalen lernens und der Unterstützung der gemeinschaft investieren, können zu wunderbaren Ergebnissen und Hilfsmitteln führen, die unsere Dojos noch mehr verbessern werden, sobald die Krise vorbei ist.

Dies ist eine Gelegenheit für uns, ein Vorbild für die gesamt Welt der Kampfkünste zu sein. Wir sollten die Prinzipien unserer Kunst vollumfänglich annehmen und uns über uns selbst erheben, auf das wir auch andere inspirieren und erheben mögen. Dies ist nicht die Zeit für Panik. Es ist die zeit für Taten. Dies ist der Moment, in dem wir im Angsicht von Mühsal und Not glänzen können. Wir werden es gemeinsam überstehen.
 
Solidarisch

Josh Gold

Anmerkung: Seite der Johns Hopkins Klinik zur Lage der COVID-19 Pandemie:
https://www.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6


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